Sonntag, 30. September 2012

Schmuckreise: Sri Lankas Feuerschmiede





Exotisches Goldschmied Tagebuch

Die Wellen der Monsun erschütterten See schlagen hart auf den Welsen vor dem Frühstücksraum auf. Ein paar leichte Sonnenstrahlen schaffen es durch die dicke Wolkendecke und begrüßen meine erröteten Wangen. Die Luftfeuchtigkeit ist hier nun irre hoch  und veranlasst, dass sich sofort eine dünne Schweißschicht gemischt mit der Salzigen Luft auf meiner Haut nieder lässt.
Um diese Jahreszeit, es ist September, sind sehr wenige Touristen auf Sri Lanka. Umso schöner ist es auf dieser Insel im indischen Ozean zu sein und die hingebungsvolle Gastfreundschaft der Einheimischen zu genießen.

 
Schon bevor ich dieses Hotel am Unawatuna Beach gebucht habe, ist mir zu Ohren gekommen, dass ein Goldschmied direkt im Resort seine Werkstatt hat.  Ich machte mich also mit der großen Hoffnung auf einen Kurs bei einem Goldschmiedmeister auf den weiten Weg nach Sri Lanka, um meine Schmuckkünste mit etwas exotischem zu bereichern.

No problem – we will teach you

Einen Tag nach der Ankunft im Sri Gemunu Resort, fragte ich den Besitzer nach dem Goldschmied und ob ich ihm eventuell über die Schulter schauen dürfte. Der Besitzer des Hotels wackelte mit seinem Kopf von links nach rechts, wie ein Wackldackel aus alten Tagen und sagt: „No problem madame, he will teach you! We can start tomorrow.“
Er zauberte mir damit ein wunderbares Lächeln auf die Lippen. Vollkommen aufgeregt, ging ich aufs Zimmer um ein wenig Schlaf zu bekommen. Ich glaub ich träumte die ganze Nacht von vielen kleinen, glitzernden Steinchen. 

„Bling-Bling“

Die Träume waren wohl eine Art Vorhersehung, denn in Sri Lanka ist alles ein bisschen "Bling-Bling" - also viel Stein mit vielen kleinen Steinchen, naja und zumeist mit Gelbgold.
Saphire in allen möglichen Farben, Turmaline, und Mondsteine liegen ausgebreitet vor mir auf einem Tisch. Mhh, nun ich trau mich noch nicht so recht mit Saphiren zu arbeiten, um nicht gleich das erste Stück zu versemmeln. Ich habe einen schönen honiggelben Citrin dabei, den ich gerne einfassen möchte. Beim Anblick des Steins denke ich an Trauben, und versuche meinen Anhänger mit vielen kleinen Edelsteinen, darunter Amethyst, Chalzedon und Quarze zu kombinieren.
"Guten Tag, Mrs. Hana. Der Goldschmied ist schon da!"  Mein Herz pocht, ich glaube er wird gleich auf den ersten Blick erkennen, dass ich ein "Greenhorn" bin, also ein Anfänger.
Bis auf den Goldschmiedkurs in der Slowakei und natürlich Tiffany Kurse habe ich noch nicht so viel Praxis Erfahrung im professionellen Goldschmied-Bereich.

Ich zeige dem Goldschmied Namens Ajith Rathnayake meinen Entwurf, und bin ganz überrascht, dass ihm die Idee auf Anhieb gefällt. Ich habe mich auf einen Kompromis eingelassen – der Anhänger soll etwas Bodenständiges, Europäisches haben, soll aber auch dem Sri Lankanischen Geschmack entsprechen. Also ein Werkstück a la Sri Lanka meets Austria. :)
In der Mitte sitzt der wunderschöne Citrin. Oben bei der Anhängerschlaufe sitzen zwei in Zargen einfasste Steine in einem blassen Lila und einem Champagnerton. Am unteren Ende des großen Cabochons sind asymmetrisch aufgereiht fünf weitere Steine in Zargen.

So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich mir nicht gerade die einfachste und billigste Variante eines ersten Werkstückes ausgewählt habe. Soviel aber darf ich verraten; das Material hier ist billiger als ich gedacht habe und verleitet mich dazu noch mehr Werkstücke in Zusammenarbeit mit Ajith zu erstellen. 

Subtropisches Klima und ein feuriges Hobby

Hinter der winzigen Werkstatt befindet sich eine offene Feuerstelle wo das Silber geschmolzen wird. Hier ist einfach gar nichts „High-Tech“. Außerdem erfahre ich, dass in ganz Sri Lanka kein Silberblech erhältlich ist, sondern nur Apfel große Silberklumpen. Back to the Roots also. 

So über das Feuer gebeugt, dämmert mir auch langsam weshalb Ajith einen Art Sarong trägt, also nur ein um die Hüften gewickeltes Tuch. Die Kombination aus dem feuchten, regnerischen Klima und dem Feuer vor mir, lassen mir die Schweißperln auf die Stirn kommen. Kurz kommt mir der Gedanke, dass es verdammt unfair ist, dass nicht auch ich oben Ohne am Feuer stehen kann, kommt aber in einem buddhistischem Land wohl eher nicht so gut an. Schließlich sind wir hier ja nicht auf Mallorca. Ich verwerfe den Gedanken wieder ganz schnell und widme mich dem Wesentlichen.
Alles nicht so einfach hier – um das Silber in die richtige Form zu bekommen wird gehämmert, geschliffen und geschnitten. 

Jede Zarge und der große Rahmen für den Citrin werden fein säuberlich vorbereitet – allerdings sitze ich hier mit einem Goldschmied der dritten Generation mit viel Erfahrung und geschickt. Hier wird etwa nicht genau mit dem Lineal nachgemessen. Ich bekomme erklärt, das ein Rahmen für einen runden Stein 2 ¼ Stück vom mittlerweile in Streifen vorbereitetem Silber braucht. Ich staune nicht schlecht.

So langsam lässt sich erahnen, wie das fertige Schmuckstück aussehen wird. Allerdings wird mir prophezeit, dass wir für diesen Anhänger 1 ½ Tage Arbeit vor uns haben.
Jede kleine Zarge muss fein säuberlich, geschliffen, gehämmert und in Form gebracht werden. Was mich aber am meisten beeindruckt ist die Zusammensetzung des Schmuckstücks selbst. In einem anderen Kurs habe ich gelernt, die einzelnen Elemente mit Bindedraht zu umwickeln und dann zu löten. Ajith hingegen nimmt alle Teile und presst diese fest in Plastelin. Ich schaue Ihn verwirrt an, und habe wirklich keinen blassen Schimmer davon was nun kommt. 


Der Goldschmied mischt nun eine weiße Masse an und gießt diese über das Schmuckstück. Ich war immer so bedacht mit diesem Material, dass ich nie eine Sekunde lang den Gedanken in Erwägung gezogen hätte Gips über einen Anhänger zu schütten.
Das Ergebnis ist aber genial. Es ist nur mehr die Hinterseite des Schmuckstücks zu sehen und Ajith präpariert nun die zu verbindenden Stellen mit Silberlot.


Und voila das Grundgerüst ist fertig! Wahnsinn! Nun können endlich die Steine eingesetzt werden. 


Geschmiedete Freundschaft
Die Tage in der Schmiede vergehen schnell, und ich lerne Ajith näher  kennen. Es ist schön die Möglichkeit einer andere „Schmuckkultur“ kennen lernen zu dürfen, und es ist schön überhaupt so nah an eine andere fremde Kultur zu kommen. Der Kurs bei Goldschmied Ajith eröffnet mir nun auch für meinen künstlerischen Werdegang neue Möglichkeiten, allerdings freue ich mich am meisten über einen neuen Freund in einem fremden Land mit der gleichen Liebe zum Detail.

Goldschmied Ajith mit Schülerin Hana


INFO:
Goldschmied Ajith Rathnayake im Sri Gemunu Resort Unawatuna Beach Sri Lanka, ist gerne auch in Zukunft bereit sein Können anderen Hobby Künstlern und werdenden Goldschmieden zu zeigen.
Homepage Resort: http://sri-lanka-resort.com/


Weitere Schmuckstücke aus der gmeinsamen "Schmiedzeit" man sieht hier das beste Talent von Ajith - Tiere aus Silber "schnitzen": 




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